Bitcoin-Energieverbrauch: Zu hoch und schädlich! Ist das wirklich so?

Bitcoin-Energieverbrauch, Wert und DAO

Einleitung

Wie viel Energie verbraucht Bitcoin? Eine Frage, die seit Jahren heiß diskutiert wird. Insbesondere dann, wenn der Bitcoin-Preis steigt. Der jüngste Anstieg aus dem Frühjahr 2021 hat die Debatte um die Nachhaltigkeit des Bitcoin neu entfacht.

Meist enden diese Debatten in einer Grundsatzdiskussion: Bitcoin sei “viel zu volatil für ein Wertaufbewahrungsmittel”, “hat als Zahlungsmittel versagt”, “wird für kriminelle Aktivitäten verwendet”...heißt es dann. Wenn man sich ansieht, wie die Einführungen anderer Währungen oder auch vieler weitreichender Innovationen liefen, wird man aber feststellen, dass die Kontroversen oft sehr ähnlich waren.

Kritiker behaupten also, dass das Bitcoin-Mining viel zu energieintensiv und damit schädlich für die Umwelt ist. Befürworter hingegen behaupten, dass der Proof of Work-Mechanismus, dem das Generieren neuer Bitcoins zugrunde liegt, ein absolut geniales Werk ist. Wer liegt nun richtig? Wie energieintensiv ist das Bitcoin-Netzwerk? Und rechtfertigt der Nutzen dies, oder nicht?

Hinweis: Als Mining wird der Prozess bezeichnet, bei dem Transaktionen auf der Blockchain verifiziert werden. Um neue Transaktionen zu verifizieren, müssen Mining-Computer ein extrem komplexes mathematisches Problem lösen. Dadurch wird verhindert, dass Hacker und andere das System missbrauchen. Damit Computer diese mathematischen Probleme lösen können, wird eine enorme Energiemenge benötigt. Sobald ein Bitcoin-Miner das Problem löst, wird er mit einer Transaktionsgebühr und neu geprägten Bitcoins belohnt. Der Bitcoin-Stromverbrauch steht darüber hinaus auch in Zusammenhang mit der Robustheit des Systems. Je mehr Strom das System zur Verfügung hat, desto sicherer die darin liegenden Werte. Für Transaktionen von Bitcoins wird allerdings weit weniger Energie gebraucht, als für das Mining neuer Bitcoins.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Motivation der Diskussion
  2. Wie viel Energie verbraucht das Bitcoin-Netzwerk tatsächlich?
  3. Bitcoin versus Gold
  4. Bitcoin versus Bankensystem
  5. Wie ist es mit dem Nutzen von Bitcoin?
  6. Wie kann Bitcoin kleine Unternehmen wir GUYA unterstützen?
  7. Fazit

 

1. Motivation der Diskussion

Zunächst sollte man festhalten, dass die Debatten um den Energieverbrauch des Bitcoin oft auch aus politischer Motivation heraus geführt werden. Es wird immer Leute geben, die den hohen Stromverbrauch des Bitcoin bewusst inszenieren. Genau wie es Leute gibt, die ihn aus ideologischen Gründen verteidigen. Um der Wahrheit näherzukommen, ist es ratsam, die Emotionen beiseitezulegen und Argumente rational und datengesteuert zu betrachten. Auch sollte man das Thema in einen breiteren Kontext setzen. Es gibt schließlich mehr als genug Technologien und Systeme, die per se nicht unbedingt vorteilhaft für die Umwelt sind, deren Nutzen gesellschaftlich aber dann doch als überwiegend angenommen wird.

 

2. Wie viel Energie verbraucht das Bitcoin-Netzwerk tatsächlich?

Der Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index misst seit 2019 den Stromverbrauch der Kryptowährung und schätzt diesen auf derzeit etwa 144 Terawattstunden (TWh) im Jahr. Damit macht Bitcoin 0,51 Prozent der weltweiten Stromproduktion und 0,59 Prozent des globalen Stromverbrauchs aus.

Fakt ist also: Bitcoin verbraucht damit so viel Energie wie ein kleines Land. In der Gegenüberstellung mit Nationalstaaten liegt der Stromverbrauch von Bitcoin zwischen der Ukraine (27.) und Argentinien (29.) auf Platz 28.

Das klingt erst einmal alarmierend viel. Die Realität ist aber dennoch etwas komplexer – und auch komplizierter. Denn analog zum Energieverbrauch sollte auch hier bereits der dahinter liegende Wert betrachtet werden. Zum Vergleich: Das BIP der Ukraine beträgt rund 150 Milliarden Dollar. Der Wert aller abgebauten Bitcoins beträgt 940 Milliarden US-Dollar.

 

3. Bitcoin versus Gold

Bitcoin steht aber nicht im Wettbewerb mit Staaten, sondern ist in Konkurrenz zu anderen Vermögenswerten wie den von den Zentralbanken als Banknoten und Münzen ausgegebenen Währungen – oder auch Wertaufbewahrungsmitteln wie Gold. Aufgrund vergleichbarer Eigenschaften wie etwa der Knappheit (die absolute Anzahl von Bitcoins ist auf 21 Millionen limitiert, aktuell sind davon knapp 17 Millionen im Umlauf) wird der Bitcoin häufig auch als „digitales Gold“ bezeichnet.

Auch Gold wird industriell abgebaut. Und genau wie das Bitcoin-Mining, verbrauchen auch der Abbau und die Herstellung von Edelmetallen Energie, kosten Geld und produzieren Müll. Wie beim Bitcoin-Mining gibt es auch beim Goldgraben keine Garantie auf Erfolg. Je besser der Gold- oder Bitcoin-Mining-Betrieb jedoch sind – sprich, je leistungsfähiger das Werkzeug oder der Computer -, desto höher ist die Erfolgschance, auf Gold oder Bitcoin zu stoßen.

Auch ist der Abbau von Gold stark von aus fossilen Brennstoffen erzeugtem Strom abhängig. Im vergangenen Jahr schlug das World Gold Council vor, dass deshalb die Emissionen des Gold-Sektors bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden sollten.

Bitcoin Mining Stromverbraucht

Globales Bitcoin Mining hat den höchsten erneuerbaren Energiemix. Interessant ist hier auch der Energie-Vergleich mit den einzelnen Ländern. Quelle: Bitcoin Mining Council

Laut Global Cryptoasset Benchmarking Study werden indes 39 Prozent des Bitcoin-Energieverbrauchs klimaneutral gewonnen. Andere Quellen sprechen hier gar von 73 Prozent. Das Bitcoin Mining Council schätzt, dass der nachhaltige Strommix für das globale Mining auf 56 Prozent gewachsen ist und damit eine der nachhaltigsten Industrien weltweit darstellt. Eine Analyse legt nahe, dass der Goldabbau 50-mal teurer ist als Bitcoin-Mining UND der Betrieb des Bitcoin-Netzwerks. Und allein die Herstellung von Gold für einen einzelnen Ehering verursacht 20 Tonnen Müll.

Klar, Gold hat viele wunderbare Anwendungsfälle, auch ist die Marktkapitalisierung von Gold über das Zehnfache von dem des Bitcoin. Was damit nur aufgezeigt werden soll: Bitcoin als von Natur aus schlecht zu bezeichnen, erscheint nach diesem Vergleich eher unvollständig.

 

4. Bitcoin versus Bankensystem

Dann wäre da noch der Vergleich mit dem Bankensystem. Die Zahlen sind hier sehr schwer zu erfassen, jedoch behaupten nicht wenige Stimmen, dass das Bitcoin-Ökosystem deutlich weniger Strom verbraucht und weitaus effizienter ist als das bestehende Bankensystem, dessen Infrastruktur aus Filialen, Servern, Rechenzentren, Geldautomaten, Transporten etc. besteht.

Laut Schätzung von Galaxy Digital kommt die Bankenbranche auf einen Verbrauch von über 260 TWh pro Jahr. Cathie Wood, die Gründerin der amerikanischen Investmentgesellschaft ARK Investment Management, sagt, dass das Bitcoin-Netzwerk gar weniger als 10 Prozent der Energie verbraucht, die das Bankensystems benötigt. In diesem Zusammenhang sollte fairerweise gesagt werden, dass das Bankensystem (noch) Milliarden von Menschen dient. Demgegenüber gibt es derzeit rund 100 Millionen Menschen, die Kryptowährungen besitzen.

 

5. Wie ist es mit dem Nutzen von Bitcoin?

Klimaanlagen haben ohne Zweifel ihren Nutzen. Aber auch Auswirkungen auf die Umwelt. Weltweit gibt es über eine Milliarde Klimageräte – eins für jede achte Person. Braucht es das wirklich? Eine komplexe Frage, die mit unseren Prioritäten als Gesellschaft verflochten ist.

Was damit gesagt werden soll: Wie eingangs erwähnt, sollte bei den ganzen Diskussionen über den Energieverbrauch der Nutzen nicht vergessen werden. Man vergisst leicht, dass eigentlich immer Energie verbraucht wird und Kompromisse eingegangen werden. Vielleicht lohnt deshalb ein Blick darauf, wie jeder durch die Verwendung von Bitcoin profitieren kann.

Denn abseits der Spekulation am Markt macht Bitcoin auch vielen Menschen das Leben leichter. Bitcoin ermöglicht es den Menschen weltweit, am selben Geldsystem teilzunehmen. Gerade in ärmeren, krisengebeutelten oder totalitären Regionen kann dies von Vorteil sein, um Transaktionen dezentral, grenzüberschreitend und ohne hohe Gebühren zu tätigen.

Aufgrund der starken Abwertung des Naira strömten viele Nigerianer zu Bitcoin. Nigeria lag 2020 hinter USA und Russland auf Rang 3 beim Krypto-Handelsvolumen. Nigerianer, die im vermögenderen Ausland arbeiten, nutzen Bitcoin, um Überweisungen an ihre Familie zu tätigen. Inflation ist aber nur ein Treiber. Für viele ist der Bitcoin auch deshalb so interessant, weil er vor Zensur, Korruption, Repression, Inflation und Kapitalkontrolle schützt.

Sieben Millionen Menschen haben Venezuela seit der Proteste gegen die Maduro-Regierung verlassen. Viele davon senden aus dem Ausland via Bitcoin Geld an ihre im Land gebliebenen Verwandten. Laut Human Rights Foundation leben weltweit etwa vier Milliarden Menschen in totalitären Regimen, die Geld als Mittel zur staatlichen Überwachung und Unterdrückung einsetzen.

Ein weiterer Faktor, der für Bitcoin spricht, ist, dass der Energieverbrauch sich von dem vieler anderer Branchen insofern unterscheidet, dass Bitcoin quasi überall abgebaut werden kann, wo es Strom und Internet gibt. Energie muss eigentlich immer nah am Endverbraucher produziert werden – Bitcoin hat diese Einschränkung nicht. Mining kann damit sogar als ein Werkzeug FÜR den Energiesektor betrachtet werden, indem ein perfekter Anwendungsfall für schwankende und überschüssige Energie geschaffen wird. Laut Daten der Weltbank und der International Energy Agency gehen durch Ineffizienzen und Transportverlusten pro Jahr ca. 2.200 TWh verloren. Energie, die durch Mining in Geldwerte umgewandelt werden kann.

 

6. Wie kann Bitcoin kleine Unternehmen wir GUYA unterstützen? 

Dieses Thema ist ein besonders spannendes und wird daher gesondert in unseren Beiträgen zu dezentralen autonomen Organisationen, kurz DAO behandelt.

Bitcoin ermöglicht es dank des aktuell 2023 dazu gestoßenen Updates Taproot komplexe Abläufe, sogenannte Smart Contracts auszuführen und Werte wie Dokumente als NFT bzw. Ordinal zu speichern. Wie Firmen und Kunden gleichermaßen davon profitieren können, erfährst du im Beitrag "DAOs – Firmen der Zukunft" oder wenn du in der Suche DAO eingibst.

 

7. Fazit

Da Kryptowährungen und speziell Bitcoin an Bedeutung und ebenso an Wert gewonnen haben, ist der hohe Energieverbrauch in den Fokus der öffentlichen Diskussionen geraten.

Ob man Bitcoin & Co. einen berechtigten Anspruch auf diese Ressourcen zuschreibt, hängt zunächst mal stark davon ab, welchen Wert für die Gesellschaft man subjektiv dem Ganzen beimisst. Es bleibt auch abzuwarten, wie sich die Kurse weiterhin entwickeln. Steigen die Preise, steigt auch der Energieverbrauch.

Warten wir es auch ab, welcher Nutzen diesen Kosten künftig gegenübergestellt werden kann, wie sich der Anteil an erneuerbaren Energien entwickelt und ob mit Bitcoin vielleicht ja sogar der Energiesektor vorangebracht werden kann. Bitcoin grundsätzlich vorzuverurteilen, erscheint allerdings schlichtweg falsch.

Laut The Crypto Voices ist Bitcoin mittlerweile der sechstgrößte Geldwert der Welt (Gold und Silber ausgenommen). Nur EU, Japan, USA, China und UK liegen davor. Ein solcher Status erfordert zwangsläufig enorme Mengen an Energie. Hoher Energieverbrauch ist per se auch nichts Schlechtes. Seit jeher gingen die Menschen für neue Technologien Kompromisse ein. Der Gedanke sollte also nicht sein, zwingend weniger Energie zu verbrauchen, sondern die Dinge, die gut für uns als globale Gemeinschaft sind, mit mehr grüner Energie zu versorgen.